Was ist Heuschnupfen (allergische Rhinitis)?
Heuschnupfen – medizinisch auch allergische Rhinitis genannt – ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers auf eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt, meistens Pollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern. Diese Pollen werden vom Immunsystem fälschlicherweise als Bedrohung eingestuft. Es schüttet daraufhin Botenstoffe wie Histamin aus, die Entzündungen und typische Beschwerden verursachen.
Typische Symptome sind
- Häufiges Niesen
- Eine ständig laufende oder verstopfte Nase
- Juckreiz in Nase, Augen oder Rachen
- Gerötete, tränende Augen
- Abgeschlagenheit und Konzentrationsprobleme
Die Symptome treten besonders in der Pollensaison auf – meist zwischen Februar und September – können sich aber bei ganzjährigen Allergien (z. B. gegen Hausstaubmilben) das ganze Jahr über zeigen.
Wichtig: Heuschnupfen ist keine harmlose Bagatelle. Bleibt er unbehandelt, kann er sich auf die Bronchien ausweiten und ein allergisches Asthma entwickeln. Daher lohnt sich eine gezielte Behandlung – individuell abgestimmt auf Schweregrad, Alter und persönliche Lebenssituation.
Wirksame Medikamente bei Heuschnupfen
Es gibt verschiedene Arzneimittelgruppen, die gegen die Beschwerden helfen. Welche Mittel geeignet sind, hängt von der Intensität der Symptome und der Verträglichkeit ab.
Antihistaminika – schnelle Hilfe bei akuten Beschwerden
Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin, dem Hauptverursacher der allergischen Symptome. Sie wirken schnell und helfen vor allem bei Niesen, laufender Nase und juckenden Augen.
Typische Anwendungsformen:
- Tabletten für den ganzen Körper
- Nasensprays bei lokalem Schnupfen
- Augentropfen bei juckenden oder tränenden Augen
Bekannte Wirkstoffe:
- Cetirizin (z. B. Zyrtec): Schnell wirksam, auch für Kinder geeignet
- Loratadin (z. B. Lorano): Gut verträglich, macht kaum müde
- Desloratadin, Levocetirizin: Neuere Varianten mit längerer Wirkungsdauer
- Azelastin: Lokal wirksam, besonders bei Augen- und Nasensymptomen
Vorteile:
- Schnelle Wirkung (oft innerhalb von 30 Minuten)
- Gut für den Alltag geeignet
Nachteile:
- Ältere Wirkstoffe können müde machen
- Bei starken Beschwerden oft nicht ausreichend
Kortikosteroide – bei starken und anhaltenden Symptomen
Diese Medikamente enthalten eine schwache Form von Kortison, die direkt in der Nasenschleimhaut wirkt. Sie bekämpfen die Entzündung und beugen erneuten Reizungen vor – ideal für Patienten mit starken oder chronischen Beschwerden.
Anwendung:
- Als Nasenspray, regelmäßig 1× täglich
Wirkstoffe in Kortison-Nasensprays
- Mometason (z. B. MomeAllerg):
Stark entzündungshemmend, gut verträglich, wirkt lokal in der Nase mit kaum messbarer Aufnahme ins Blut. Ideal bei regelmäßiger Anwendung.
- Beclometason (z. B. RatioAllerg):
Bewährter Wirkstoff gegen dauerhaft verstopfte oder gereizte Nasen. Etwas höhere Aufnahme ins Blut, daher besser nicht dauerhaft ohne ärztliche Begleitung.
- Fluticason (z. B. Otri-Allergie):
Sehr wirksam bei starken Beschwerden. Wirkt gezielt an der Nasenschleimhaut, mit kaum systemischer Wirkung. Besonders hilfreich, wenn Antihistaminika nicht ausreichen.
Wichtig: Alle drei brauchen 1–3 Tage, bis die Wirkung einsetzt – deshalb frühzeitig und regelmäßig anwenden.
Vorteile:
- Sehr effektiv, auch bei verstopfter Nase
- Gut verträglich bei korrekter Anwendung
Nachteile:
- Wirkung setzt oft erst nach 1–2 Tagen ein
- Nicht zur spontanen Akutbehandlung geeignet
Tipp: Kortison-Nasensprays wirken nur lokal und haben – anders als viele befürchten – keine systemischen Nebenwirkungen, wenn sie richtig angewendet werden.
Mastzellstabilisatoren – zur Vorbeugung
Diese Medikamente stabilisieren die Mastzellen, die bei Kontakt mit Pollen Histamin ausschütten. Dadurch wird die allergische Reaktion schon im Ansatz verhindert.
Wirkstoff:
Anwendung:
- Als Nasenspray oder Augentropfen
- Wichtig: frühzeitig und regelmäßig anwenden, am besten schon vor dem Pollenflug
Vorteile:
- Sehr gute Verträglichkeit
- Auch für Kinder und Schwangere geeignet
Nachteile:
- Die Wirkung setzt verzögert ein
- Nicht hilfreich bei bereits akuten Beschwerden
Hyposensibilisierung – Allergie langfristig behandeln
Diese Therapie geht einen Schritt weiter: Statt nur die Symptome zu lindern, zielt sie darauf ab, das Immunsystem dauerhaft unempfindlich gegenüber Pollen zu machen. Dafür wird der Körper über einen längeren Zeitraum (meist 3 Jahre) gezielt mit kleinen Mengen des Allergens konfrontiert.
Formen:
- Spritzen beim Allergologen
- Tabletten oder Tropfen zur Einnahme zu Hause
Vorteile:
- Kann die Allergie stark abschwächen oder sogar heilen
- Besonders geeignet für Kinder oder bei mehreren Allergien
Nachteile:
- Langwierig (über mehrere Jahre)
- Nicht bei jeder Allergieform oder jedem Patienten wirksam
Besondere Empfehlungen für Kinder und Schwangere
Heuschnupfen bei Kindern – sanft und sicher behandeln
Kinder reagieren oft empfindlicher auf Medikamente als Erwachsene. Deshalb ist bei ihnen besondere Vorsicht und eine altersgerechte Dosierung nötig. Grundsätzlich gilt: Immer Rücksprache mit dem Kinderarzt halten, besonders bei Kleinkindern oder bei zusätzlichen Vorerkrankungen wie Asthma.
Geeignete Wirkstoffe:
- Cetirizin: Ab 2 Jahren zugelassen, sehr wirksam bei akuten Beschwerden. Gibt es als Sirup oder Tropfen, ideal für Kinder, die keine Tabletten schlucken können.
- Loratadin: Ebenfalls ab 2 Jahren geeignet, macht weniger müde als ältere Antihistaminika. Ebenfalls als Saft erhältlich.
- Levocetirizin: Schon ab 6 Monaten verfügbar, sehr gut verträglich und effektiv, besonders für sehr junge Kinder.
- Cromoglicinsäure: Frei von Kortison, gut verträglich und auch für Kleinkinder geeignet. Als Nasenspray oder Augentropfen – ideal zur Vorbeugung vor der Pollensaison.
Ergänzende Tipps:
- Nasenspülungen mit einer isotonischen Salzlösung (z. B. aus der Apotheke) können die Schleimhäute reinigen und beruhigen – ganz ohne Nebenwirkungen.
- Lüften nur früh morgens und Kleidung wechseln nach dem Spielen im Freien, um Pollenbelastung zu reduzieren.
Heuschnupfen in der Schwangerschaft – was ist erlaubt?
Während der Schwangerschaft sind viele Medikamente tabu – doch allergische Beschwerden dürfen trotzdem nicht ignoriert werden. Die gute Nachricht: Es gibt sichere und bewährte Mittel, die auch in der Schwangerschaft angewendet werden dürfen.
Empfohlene Mittel:
- Cromoglicinsäure: Gilt als besonders sicher, da sie lokal wirkt und kaum in den Blutkreislauf gelangt. Ideal als Nasenspray oder Augentropfen.
- Cetirizin und Loratadin: Diese beiden Antihistaminika gelten ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel (2. Trimester) als unbedenklich. Trotzdem vorher ärztlich abklären!
- Kortison-Nasensprays mit Budesonid: Lokal angewendet – also nur in der Nase – ist Budesonid gut untersucht und bei starken Beschwerden sicher einsetzbar.
Zusätzlich hilfreich:
- Kochsalz-Nasensprays – befeuchten die Schleimhaut und spülen Pollen aus
- Nasenduschen
- Pollenfilter in Schlafzimmer und Auto
- Wäsche nicht draußen trocknen, um Pollenablagerungen zu vermeiden
Natürliche Mittel & unterstützende Maßnahmen
Nicht jeder möchte sofort zu Medikamenten greifen – vor allem bei leichten Beschwerden oder als Ergänzung zur klassischen Therapie können Naturheilmittel, Ernährung und sanfte Anwendungen helfen.
Pflanzliche Helfer
- Schwarzkümmelöl: Die enthaltenen ungesättigten Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Einige Studien zeigen eine milde Linderung von Allergiesymptomen bei regelmäßiger Einnahme.
- Wegerich und Kamille: Beide Pflanzen beruhigen die Schleimhäute und wirken reizlindernd – z. B. als Tee, Inhalation oder als Bestandteil von pflanzlichen Nasensprays.
- Luffa operculata (z. B. in Luffeel): Ein homöopathisches Mittel, das bei leichteren Beschwerden oder zur Ergänzung hilfreich sein kann.
Mikronährstoffe
- Vitamin C & Zink: Unterstützen die körpereigene Immunabwehr und wirken leicht entzündungshemmend. Besonders bei allergiebelasteten Personen kann ein Mangel diese Symptome verstärken.
- Quercetin: Ein natürlicher Pflanzenstoff aus Äpfeln, Zwiebeln oder Beeren, der wie ein sanftes Antihistaminikum wirkt.
- Probiotika: Die „guten“ Darmbakterien beeinflussen das Immunsystem positiv – insbesondere bei Kindern mit atopischer Veranlagung (Neigung zu Allergien, Ekzemen, Asthma).
Sanfte Hilfe bei akuten Beschwerden
- Nasenspülungen mit lauwarmer Salzlösung – reinigen die Nase von Pollen und befeuchten die Schleimhäute
- Augenbäder mit sterilem Wasser oder speziellen Lösungen lindern Jucken und Brennen
- Inhalationen mit Kamillentee oder Salzwasser helfen, gereizte Atemwege zu beruhigen und befreien die Nase
Alltagstipps gegen Pollenbelastung
Kleine Veränderungen im Alltag können die Pollenbelastung deutlich senken – vor allem in der Wohnung, im Schlafzimmer und im Auto.
- Fenster nur früh morgens oder nach Regen lüften, wenn die Pollenbelastung am niedrigsten ist
- Kleidung wechseln nach dem Aufenthalt im Freien, denn Pollen setzen sich in Stoffen fest
- Haare abends waschen, um Pollen vor dem Schlafen aus dem Haar zu entfernen
- Pollenfilter in Fensterrahmen und Lüftungssystemen im Auto einbauen – sie halten die Luft sauber
- Wetter-Apps oder Pollenflugkalender nutzen, um an besonders kritischen Tagen vorbereitet zu sein
Fazit
Heuschnupfen lässt sich heute gut in den Griff bekommen – mit der richtigen Kombination aus wirksamen Medikamenten, unterstützenden Naturmitteln und gezielten Alltagstipps. Ob bei Kindern, in der Schwangerschaft oder bei starken Beschwerden: Entscheidend ist, individuell vorzugehen und möglichst früh zu beginnen. Wer langfristig Ruhe haben will, sollte eine Hyposensibilisierung in Betracht ziehen – die einzige Therapie, die an der Ursache ansetzt.
Weiterführende Links & Studien
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