Wer unter einer medikamentenresistenten Migräne leidet, führt keinen normalen Alltag mehr. Es ist ein Leben im Rhythmus des Schmerzes. Wenn Triptane nicht mehr greifen und die Prophylaxe nur Nebenwirkungen statt Linderung bringt, fällt oft ein Begriff: Migräne-Chirurgie (oder auch Nervendekompression).
Doch was steckt wirklich hinter dem Versprechen, die Migräne einfach „wegzuoperieren“? Ist das medizinische Innovation oder nur ein teurer Strohhalm?
Die klassische Neurologie sieht Migräne primär als Gewitter im Kopf, eine Fehlsteuerung im Gehirn. Die Migräne-Chirurgie setzt einen Schritt früher an – bei den sogenannten Trigger-Sites (Auslöse-Punkten).
Die Theorie: Bei vielen Betroffenen werden periphere Nerven im Gesicht, an den Schläfen oder im Nacken massiv gereizt. Schuld sind oft Muskeln oder Bindegewebe, die den Nerv einengen oder regelrecht „ärgern“. Diese dauerhafte Reizung wird ans Gehirn geleitet und löst dort die eigentliche Migräneattacke aus.
Bei der Operation (Trigger-Site-Deaktivierung) geht es darum, diesen mechanischen Druck zu nehmen. Man befreit den Nerv aus seiner Klemme – ähnlich wie beim bekannten Karpaltunnelsyndrom an der Hand.
Niemand legt sich gern unters Messer, ohne zu wissen, ob es hilft. Genau hier kommt Botox ins Spiel. Bevor operiert wird, simulieren Ärzte das Ergebnis mit Botulinumtoxin.
Das Prinzip ist logisch: Botox lähmt vorübergehend die Muskeln, die den Nerv vermutlich einengen. Merkt der Patient in den Wochen nach der Injektion, dass die Attacken seltener oder schwächer werden, ist der Beweis erbracht: Die Stelle ist tatsächlich ein Trigger. Dieser Test ist die wichtigste Entscheidungshilfe für oder gegen eine OP.
Man muss ehrlich sein: Die Migräne-Chirurgie ist in der Fachwelt umstritten. Während Chirurgen auf beeindruckende Erfolgsraten verweisen, fordern viele Neurologen noch mehr standardisierte Langzeitstudien.
Die nackten Zahlen aus bisherigen Analysen:
In Deutschland ist das Verfahren vor allem in der Plastischen Chirurgie und der spezialisierten Nervenchirurgie angesiedelt. Es ist kein Eingriff, den man im Wald-und-Wiesen-Krankenhaus machen lässt.
Bekannte Anlaufstellen, die interdisziplinär arbeiten, sind zum Beispiel:
Da die Methode nicht zum Standardrepertoire der gesetzlichen Krankenkassen gehört, ist die Finanzierung oft eine Hürde.
Es ist ein operativer Eingriff. Auch wenn keine Eröffnung des Schädels stattfindet, gibt es Risiken:
Die Migräne-OP ist kein Lifestyle-Eingriff und kein „Quick Fix“. Sie ist eine ernsthafte Option für Menschen, deren Leben durch die Migräne massiv eingeschränkt ist.
Die Checkliste für Sie:
Wenn Sie dreimal „Ja“ sagen, kann die Nervendekompression der entscheidende Schritt zurück in ein normales Leben ohne ständige Angst vor der nächsten Attacke sein.
Wichtiger Hinweis: Dieser Text dient der Information und ersetzt keine fachärztliche Diagnose oder Beratung. Sprechen Sie vor einer Entscheidung immer mit Ihrem behandelnden Neurologen.