Das Vorhofflimmern ist mit rund 60 Prozent die häufigste Herzrhythmusstörung und damit eine der häufigsten Ursachen für Arztbesuche und Klinikaufenthalte. Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland über 650.000 Menschen, also fast ein Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Da die Lebenserwartung steigt, ebenso wie die Verbreitung der Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Übergewicht, wird auch die Zahl der Vorhofflimmerpatienten weiter steigen. Experten rechnen mit einer Verdreifachung in den nächsten 50 Jahren. Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, hängt auch vom Lebensalter ab und steigt ab dem 60. Lebensjahr stark an. Die Häufigkeit bei über 60-Jährigen liegt bei vier bis sechs Prozent und bei über 80-Jährigen bei neun bis 16 Prozent. Durch die höhere Lebenserwartung der Frauen gibt es etwa gleich viele männliche und weibliche Patienten mit Vorhofflimmern. Ebenso steigt das Risiko wenn Begleiterkrankungen wie Herzinsuffizienz, rheumatische Herzerkrankungen, hypertensive kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus oder eine chronische Lungenerkrankung (COPD) bestehen. Im Unterschied zum Kammerflimmern ist Vorhofflimmern nicht akut lebensbedrohlich. Viele Vorhofflimmer-Attacken werden von den Patienten überhaupt nicht als solche bemerkt. Sie klagen vielmehr über unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, spürbaren Herzschlag oder Schlafstörungen. Trotzdem kann Vorhofflimmern gefährliche Folgen haben. Neben einer um 20 Prozent eingeschränkten Herzleistung mit Atemnot ist durch das Vorhofflimmern vor allem bei älteren Menschen die Gefahr sehr groß, dass sich Blutgerinnsel bilden, die zu einem Schlaganfall führen. Im veränderten linken Herzvorhof können sich Blutgerinnsel bilden, die sich ablösen und mit dem arteriellen Blutstrom ins Gehirn gelangen, wo sie ein Blutgefäss verstopfen. “Die Patienten müssen deshalb ständig die Blutgerinnung hemmende Medikamente einnehmen”, warnt Professor Doll. Generell werden leichtere Formen dieser Herzrhythmusstörungen medikamentös oder auch mit Elektrostößen behandelt. Bei anfallartigem oder dauerhaftem Vorhofflimmern ist jedoch eine Behandlung mit dem Herzkatheter oder eine Operation erforderlich. Aus diesem Grund gehört die Erkrankung in jedem Fall in fachärztliche Behandlung. Eingeteilt wird das Vorhofflimmern in das paroxysmale (anfallartige) Vorhofflimmern, das (andauernde) persistierende Vorhofflimmern und das permanente (chronische) Vorhofflimmern.
Das menschliche Herz schlägt etwa 60 bis 100 Mal pro Minute. Das bedeutet, es schlägt 80.000 bis 150.000 Mal am Tag, im Lauf eines normalen Lebens sind das durchschnittlich drei Milliarden Schläge. Das Herz pumpt Jahrzehnte lang Blut in alle Teile des Körpers. Eine Ausdauerleistung, die einzigartig ist, und bis heute von keiner Maschine erreicht worden ist. Dass ein Herz dabei gelegentlich aus dem Takt kommt, ist also nicht allzu verwunderlich. Man spricht dann von Herzrhythmusstörungen, wie man sie bei fast jedem Menschen findet, die jedoch nach Expertenmeinung in aller Regel völlig harmlos sind. Bei einem Vorhofflimmern ist dies anders, dann zuckt der Herzmuskel des Vorhofes 300 bis zu 1.000 Mal in der Minute. Der Betroffene zeigt dabei Symptome von einfachem Herzklopfen (Palpitationen durch unterschiedliche Füllmengen der Herzkammern), Klopfen im Hals, über Herzrasen und Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit, Angina Pectoris (Engegefühl am Herzen), Hypotonie (niedriger Blutdruck), Herzinsuffizienz (Tachykardiomyopathie) bis hin zum kardiogenen Schock. Zusätzliche elektrische Impulse überlagern den normalen, für den Herzschlag verantwortlichen, elektrischen Reiz und lösen so die Herzrhythmusstörungen aus.
Die Taktgeber für den falschen Rhythmus finden sich an der Einmündung der vier Lungenvenen ins Herz. „Ziel der Operation ist es, die Lungenvenen elektrisch vom Herzen zu isolieren und die falschen Reize so auszusperren”, erläutert Professor Doll. Bei der neuen Methode, der sogenannten minimalinvasiven endoskopischen Ablation von Vorhofflimmern, operieren die Herzchirurgen mit speziellen Instrumenten und einer Minikamera, die durch kleine Hautschnitte an das Operationsfeld herangeführt werden. Die Operationsverfahren werden deshalb auch als „Schlüssellochchirurgie” bezeichnet. Die Kamera überträgt die Operationsbilder aus dem Körperinneren auf einen Monitor, an dem sich die Chirurgen orientieren. Je drei kleine Hautschnitte auf der linken und der rechten Brustseite reichen für den Eingriff am schlagenden Herzen aus. Mit einem speziellen Instrument legen die Herzchirurgen dann eine Klemme um die Eintrittsstelle der Lungenvenen ins Herz. Mit bipolarer Hochfrequenz wird dann das Gewebe unter der Klemme zerstört. Das dadurch entstehende Narbengewebe bildet eine wirksame Barriere für die falschen Impulse, die so den Herzmuskel nicht mehr erreichen können. „Wir schließen damit eine Lücke in den Behandlungsalternativen”, erläutert Professor Doll.
Vorhofflimmern kann auch im Herzkatheterlabor über einen Katheter, der durch die Blutgefässe bis ins Herz geführt wird, von innen behandelt werden. Die Erfolgsquote der Herzkatheter-Behandlung liegt jedoch unter 50 Prozent bei Patienten mit persistierendem Vorhofflimmern. Zudem muss der Eingriff oft mehrmals wiederholt werden. Bei der chirurgischen Therapie liegt die Erfolgsrate bei 80-90 Prozent. Bislang war für den Eingriff aber eine grosse Operation unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine erforderlich. Deshalb wurde der Eingriff auch fast ausschliesslich bei Patienten durchgeführt, die sich ausserdem einer Bypass- oder einer Herzklappen-Operation unterziehen mussten. Die neue Methode verbindet die hohe chirurgische Erfolgsquote mit einem schonenden, minimalinvasiven Eingriff. So sind die Patienten binnen weniger Tage nach der Operation wieder auf den Beinen. Nach einer knappen Woche in der Sana Herzchirurgie können sie die Klinik als geheilt wieder verlassen.
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