Gesundheitsorganisationen auf der ganzen Welt betonen die wichtige Rolle der Folsäure. Folsäure, die zur Gruppe der B-Vitamine gehört, kann dazu beitragen, das Risiko bestimmter angeborener Defekte, nämlich der Neuralrohrdefekte, zu reduzieren. So empfehlen heute die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sowie andere nationale und internationale Gesellschaften und Institutionen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse für alle Frauen im gebärfähigen Alter eine tägliche Folsäurezufuhr von mindestens 0,4 mg.
Alle Frauen mit Kinderwunsch sollten zur Vermeidung eines Neuralrohrdefektes vorbeugend und während der Schwangerschaft 0,3 - 0,4 mg Folsäure pro Tag zusätzlich zur normalen Ernährung aufnehmen. Liegt ein besonderes Risiko oder eine genetische Disposition für einen Neuralrohrdefekt oder andere Störungen vor, sollte diese Menge noch erhöht werden.
Neuralrohrdefekte sind angeborene Schädigungen, die das Gehirn und/oder das Rückenmark betreffen. Es gibt zwei Grundtypen: die Spina bifida (ungenügender Verschluß des Rückenmarks) und die Anenzephalie (teilweises oder komplettes Fehlen des Gehirns). Ein Baby, das mit einer Anenzephalie geboren wird, überlebt normalerweise nur eine kurze Zeit, da das Gehirn Atmung, Herzschlag und andere Vitalfunktionen steuert. Spina bifida kann zu neurologischen Veränderungen vor allem in den unteren Bereichen des Körpers wie Sensibilitätsstörungen, Blasenentleerungsstörungen oder auch Lähmungen führen, in einzelnen Fällen auch zu geistiger Minderentwicklung.
Das hängt von der geographischen Region ab. Zum Beispiel werden in Großbritannien von 1.000 Kindern drei und mehr Babies mit einem Neuralrohrdefekt geboren, in Irland kommen sieben Neuralrohrdefekte auf 1.000 Geburten. In Deutschland geht man von zwei Neuralrohrdefekten auf 1.000 Lebendgeburten aus.
Glücklicherweise nimmt in vielen Teilen der Welt die Zahl der Neugeborenen mit einem Neuralrohrdefekt ab. Das läßt sich teilweise auf die bessere vorgeburtliche Betreuung und eine verbesserte Ernährung der Mütter zurückführen.
Die genauen Ursachen sind bislang nicht eindeutig geklärt. Ärzte und Wissenschaftler kennen jedoch inzwischen verschiedene Faktoren, die anscheinend das Risiko erhöhen, ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt zu bekommen. Neuere Studien lassen sehr klare Hinweise darauf erkennen, daß einer dieser Risikofaktoren eine niedrige Folsäureaufnahme in der Zeit vor der Empfängnis und während der ersten Schwangerschaftswochen ist. Dieser Zeitraum wird auch die perikonzeptionale Phase genannt. Ein weiterer Risikofaktor besteht, wenn eine Frau bereits ein Baby mit einem Neuralrohrdefekt geboren hat. Frauen mit einem solchen Kind haben ein höheres Risiko als andere.
Folsäure, ein Vitamin des B-Komplexes, ist an der Bildung der DNS (Desoxyribonukleinsäure) beteiligt, dem “genetischen Material” für die Struktur und Funktion jeder Körperzelle. Eine adäquate Versorgung mit Folsäure ist daher besonders wichtig während der Schwangerschaft, wenn die Gene die Entwicklung des Fötus aktiv steuern.