Obergurgl, Ötztal: Wo Tradition noch gelebt wird
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Ötztaler Bergwelt, Zirbenalm, Gelege im Infopoint Hohe Mut - ©Sylvia von Lichem_MediaDomain Verlag -
Hotel Edelweiß und Gurgl (Bar, Skidepot, Suite) - ©Sylvia von Lichem_MediaDomain Verlag -
Kaiserschmarren, Vor- und Hauptspeise 5-Gänge-Menü - ©Sylvia von Lichem_MediaDomain Verlag
Pinguine auf Besuch im Ötztal
Als ich auf den Balkon unserer geräumigen Suite im Hotel Edelweiß und Gurgl trete, glaube ich meinen Augen nicht zu trauen. Kneife diese erst mal zusammen, reibe von links nach rechts und sehe doch auch dann noch immer die gleiche Szenerie vor mir. Die gegen Himmel strebende Piste vor mir ist voll - mit Pinguinen! Einen Augenblick überlege ich ernsthaft, ob der Willkommens-Drink in der Hotelhalle möglicherweise mit einem halluzinogenem Druidenkraut gemischt war. Aber nein, die Pinguine bleiben, sie bewegen sich sogar mehr oder weniger elegant auf Skiern von der Hohen Mut Alm Richtung Talstation. Irgendwie kommt es mir auch vor, als würden es immer mehr werden. Möglicherweise tut mir das 1700 m hoch gelegene Obergurgl doch nicht so gut, wie ich erhofft hatte. Ich rufe nach meiner Begleitung, die mir lachend bestätigt, dass ich noch ganz normal wäre. Auch sie sähe die Pinguine und in der Hotellobby wären die auch. Wurden diese von der Antarktis ins Ötztal gebeamt? Kann das sein und wo ist Scottie? Natürlich nicht! Obwohl, wenn ich es recht bedenke, es gäbe sicher einen interessanten Science-Fiction-Film ab.
Die Auflösung erhalten wir kurz vorm Abendessen: Unser Hotel ist fest in der Hand englischer Zahnärzte und die, ganz britischer Humor, haben an diesem Tag ein Pinguin-Skirennen abgehalten. Angeblich waren all die Dentisten aus Mittelengland auf Fortbildung. Alle, aber auch wirklich alle, ob auf Skiern oder Snowboards, watschelten als Pinguine verkleidet, bis hinab zu den riesigen, knallgelben Flossen, über die Pisten, durchs Hotel und das Dorf. Und zweifelsfrei hatten sie alle ihren Spaß bei dieser Harlekinade.
Vom Bett auf die Piste
Wer trotz Klimawandel und Schneemangel sicher gehen will, wenigstens etwas frisch gefallenen Schnee genießen zu können, für den ist das Tiroler Ötztal ein Muss. Schneesicherheit für Pistenfahrer und Tourengeher gibt es hier nämlich teilweise bis weit in den Mai hinein. Ganz hinten, am Talende thront, umrahmt von 21 Dreitausendern, auf rund 1700 m Seehöhe Obergurgl mit seinem riesigen Skigebiet. Und keine Frage, es ist immer noch ein Geheimtipp für all jene, die dem eher lauten Sölden mit seinem Nachtleben nichts abgewinnen können.
Auch autofrei lässt sich das Tal problemlos bereisen, denn sowohl Bus als auch Bahnverkehr funktionieren hervorragend. Und fast überall gibt es kostenlose Skibusse aber, (für alle dennoch Autofahrer) auch ausreichend Parkplätze.
Ganz besonders erwähnenswert erscheint die Tatsache, dass man nicht nur alle Tickets im voraus online problemlos buchen, sondern auch praktisch überall mit Karte oder Handy bezahlen kann. Und das WLAN funktioniert hier oben besser und schneller als an den meisten Orten in Deutschland! Tirol, Du hast es einfach besser!
Ober- und Hochgurgl zählen in Tirol mit 112 schneesichere Pistenkilometer in allen Schwierigkeitskategorien zu den “Nichtgletscher-Skigebieten” mit Abfahrten von knapp über 3.000 m bis auf 1800 m Seehöhe. Highlight ist im Moment die 2021 neu eröffnete Rosskarbahn mit ihren 10-er Gondeln hinauf auf die Hohe Mut-Alm. In deren Keller wartet ein lehrreicher Infopoint mit eindrucksvoller Schilderung zur Geschichte des Ötztals.
Ganz besonders komfortabel kommt man von unserem, mitten im Dorf gelegenen Traditions-Hotel Edelweiß und Gurgl aus per Rolltreppen(!) direkt vom Skidepot zur Bergstation und wieder zurück ins Hotel. Besonders gefallen, und vor allem nachahmenswert fanden wir die geräumigen Skispinde im Skikeller, für jedes Zimmer einen, sperrbar mit dem Zimmerschlüssel, direkt neben der Skiwerkstatt und dem gut bestückten Shop. Und wer am Abreisetag noch Skifahren will, für den gibt es kostenlos ausreichend Aufbewahrungsplatz für Ski- und Boardbags.
Auch Gästen, die dem Skifahren nichts abgewinnen fällt es leicht, hier erholsame Ferien zu verbringen. Eines der schönsten Naturschutzgebiete liegt direkt vor der Haustüre und die Wanderung, sommers wie winters, durch den rund 300 ha großen Zirbenwald, gleich hinter dem Dorf beginnend und endend in der gemütlichen Zirbenalm, bietet einen kostenlosen Erholungsurlaub für Körper und Seele. Waldbaden pur tut nicht nur geplagten Großstadtlungen gut, sondern verschafft pures Seelenheil. Einfach die Stille, den knirschenden Schnee, die hoch aufragenden Berge und die vielfachen leisen Geräusche des Waldes auf sich einwirken lassen. Mehr braucht es wirklich nicht um Glück und Ruhe finden.
Hotels gibt hier es zahlreiche und mit allen Sterne-Kategorien versehene. Trotzdem gefiel uns das schon erwähnte Edelweiß und Gurgl, nicht nur ob seiner Nähe zur Kirche und somit im Dorfzentrum gelegen, am besten von allen. Kinder sind hier ebenso gern gesehen wie Erwachsene und werden, so gewünscht, auch professionell und vor allem liebevoll betreut. Das 1200 qm große Gletscher-Spa lockt zum Saunieren und die abendlichen 5-Gänge-Menüs mit vielen regionalen Produkten sind nur noch durch einen Fondue-Abend unterm Sternenhimmel zu toppen.
Lukas Schreiber ist Gastwirt und Hotelier in vierter Generation und man glaubt ihm sein Credo aufs Wort: „Seit 1889 liegen meiner Familie zwei Dinge besonders am Herzen: das Wohl unserer Gäste und der nachhaltige Tourismus im Ötztal.“ Natürlich ist man auch hier Gast, aber ein sehr gern gesehener - und dieses Gefühl muss man erst mal vermitteln können.
Die Berichterstattung wurde unterstützt vom Hotel Edelweiß und Gurgl und dem Ötztal Tourismus