Milchzucker (ca. 4,7 % ist in Vollmilch, 4,8 % in fettarmer Milch enthalten) wird rund viermal langsamer aufgespalten als Haushaltszucker. Für viele Alltagssituationen, zum Beispiel den Bürojob, ist das von Vorteil, denn selten wird eine schnelle „Energiespritze“ benötigt. Gefragt sind eher kleine Zuckerportionen, die über den Tag verteilt als Energielieferant bereitstehen.
Milchzucker ist ein Zweifachzucker und besteht aus Glucose und Galactose. Durch das Enzym ß-Galactosidase (Lactase) wird der Milchzucker während der Darmpassage in seine Bausteine gespalten. Glucose wird direkt in den Energiestoffwechsel eingeschleust. Nicht so die Galactose, sie muss erst weiter zu Glucose abgebaut werden. Dann wird sie ebenfalls zur Energiegewinnung genutzt. Die Lactase ist wesentlich weniger aktiv als das Enzym Saccharase, das den Zweifachzucker Saccharose (Haushaltszucker) in seine Bausteine zerlegt. Bedingt wird der langsamere Abbau durch den notwendigen weiteren Umbau der Galactose und die geringere Enzymaktivität der Lactase. Das Eiweiß und das Fett in der Milch verzögern den Abbau und das Einschleusen des Zuckers in den Stoffwechsel zusätzlich. Die positive Folge: Milch gibt über einen längeren Zeitraum Energie und es kommt erst später wieder Hunger auf.
Vor allem vor oder nach dem Sport machen sich Milch bzw. Milchzucker als Energielieferant bezahlt. Denn Energie wird in kleinen Portionen freigesetzt, sei es vor dem Training für die anschließende sportliche Leistung oder nach dem Training für die Regeneration.
Milchzucker bewirkt über sein Abbauprodukt Milchsäure eine pH-Wert-Senkung im Darm. Das wehrt Krankheitskeime und Pilze ab, die somit geringere Chancen haben, sich im Darm zu vermehren. Milchzucker hilft, nach Darminfektionen wieder eine gesunde Darmflora herzustellen. Er wird positiv mit dem im Darm lokalisierten Immunsystem in Verbindung gebracht. Bakterien sind für eine gesunde Darmflora unerlässlich. Ein Teil der Lactose wird nicht aufgespalten, sondern dient den Bakterien des Dickdarms als Nahrung. Vor allem die für die Darmflora günstigen Milchsäurebakterien nutzen Lactose.
Lactose fördert die Aufnahme des wichtigen Mineralstoffs Calcium aus dem Darm. Verantwortlich ist vermutlich die Milchsäure. Sie sorgt für einen niedrigen pH-Wert im Darm. Das saure Milieu verbessert die Verfügbarkeit und die Löslichkeit des Calciums.
Milchzucker ist seit langem als Hausmittel für eine geregelte Verdauung bekannt. Und das funktioniert so: Die beim bakteriellen Abbau entstehende Milchsäure bindet Wasser im Darm. Die Wirkungen sind mit denen der Ballaststoffe vergleichbar: Das Stuhlvolumen steigt und die Darmmuskulatur wird angeregt, so dass der Speisebrei zügig weiter befördert wird.
Bei manchen Menschen sinkt die Lactoseaktivität im Verlauf des Lebens ab, man spricht von einer Lactosemalabsorption. Rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung sind davon betroffen. Erst wenn so viel Lactose unverdaut in den Dickdarm gelangt, dass es zu Beschwerden wie schmerzhaften Blähungen oder Durchfall kommt, spricht man von Lactoseintoleranz. Eine Lactoseintoleranz bedeutet nicht, dass Milchprodukte per se nicht mehr vertragen werden. Milchprodukte mit geringerem Milchzuckergehalt, zum Beispiel Sauermilchprodukte oder Hartkäse, können oft problemlos gegessen werden. Die Verträglichkeit ist individuell verschieden und muss einzeln ermittelt werden.
Quellen: Anonymus bzw. Redaktion Ernährungsumschau (Hrsg.): Laktose. Ernährungs-Umschau 52 (2005), Heft 5, S. 201–202; Anonymus bzw. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): Lactosefreie Ernährung. DGE info 10/2004, S. 152–153; Scherz H., Senser, F.: Die Zusammensetzung der Lebensmittel. Nährwert-Tabellen. medpharm Scientific Publishers, Stuttgart, 6. revidierte und ergänzte Auflage 2000
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