Der erste Themenblock von Prof. Werfel aus Hannover befasst sich mit dem Thema der Atopie und Ekzemerkrankungen. In einem der Vorträge in den letzten Jahren hieß es immer wieder, dass das frühe Eincremen von Säuglingen in den ersten beiden Lebensjahren, wenn die Eltern atopisch vorbelastet sind, zur Prophylaxe sinnvoll sei. Eine neue Studie hat bei über 1400 Säuglingen nun leider diesen Effekt nicht reproduzieren können. Daher gibt es aktuell keine Empfehlung mehr gesunde Säuglinge, welche nicht eine atopische Diathese oder Ekzeme haben, präventiv täglich einzucremen. Dies macht also nur Sinn, wenn diese bereits Hautprobleme haben.
Eine neue Behandlungsoptionen aus dem Bereich der JAK Inhibitor Familie stellt bei der atopischen Dermatitis Delgocitinib dar. Dies wird bereits in Japan als Creme mit gutem Erfolg verwendet. In Europa gibt es leider diesbezüglich noch keine Zulassung. Bereits zugelassen jedoch bei uns ist nun auch Baricitinib, auch ein JAK Inhibitor. Dieses Präparat, welches per os eingenommen wird, zeichnet sich durch einen sehr schnellen Wirkeintritt aus - so ist bereits meist nach vier Wochen schon der maximale Effekt erreicht. Dieses Präparat wird schon seit über drei Jahren in der Rheumatologie erfolgreich eingesetzt. Damit ist es eine wichtige Alternative zu Dupilumab. Da es sich aber hier um einen JAK Inhibitor handelt, muss man die Nebenwirkungen berücksichtigen. Diese sind vor allem eine mögliche Infektreaktivierung sowie wohl sehr selten eventuell ein erhöhtes Risiko für Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien. Daher sollte bei Patienten mit diesen Vorerkrankungen kritisch hinterfragt werden, ob diese eine solche Therapie erhalten sollten. Aber auch weitere JAK Inhibitoren sind aktuell in der Pipeline und scheinen sehr vielversprechende Ergebnisse zu bringen, da diese unter anderem auch bei Alopecia areata und Vitiligo wirksam sein können. Allerdings haben diese hierfür keine Zulassung, so dass es nur bei Patienten, die aufgrund ihrer Neurodermitis dieses Präparat erhalten, von Vorteil sein könnte. Aus der Interleukin Familie wird wohl demnächst ein weiterer Vertreter zur Behandlung der Neurodermitis kommen.
Tralokinumab ist ein Interleukin 13 Antikörper welcher sich gerade noch in Studien befindet.
Im Bereich der Berufskrankheiten gibt es ab dem 1. Januar 2021 eine Neuerung. Ab dann ist es so, dass Patienten die von einer Berufskrankheit betroffen sind, ihren Beruf nicht mehr komplett aufgeben müssen sondern auch nur reduziert beziehungsweise in Teilzeit weiter arbeiten können und trotzdem Ansprüche haben. Hier wird erwartet, dass es dadurch zu einem deutlich erhöhten Anstieg der Berufskrankheitenanträge kommt.
Eine weitere wichtige und häufige Hauterkrankung stellt die Psoriasis da. Dieser Schwerpunkt wurde von Prof. Mrowietz aus Kiel vorgestellt. Wie wir auch schon aus den vergangenen Jahren wissen, haben Patienten die an einer Psoriasis leiden eine erhöhte arterielle Dysfunktion. Andererseits ist es allerdings auch so, dass eine arterielle Hypertonie das Immunsystem aktiviert und sich dadurch dann auch die Psoriasis wiederum verschlechtert. Daher ist es gerade bei dieser Erkrankung so wichtig die Komorbiditäten mit zu behandeln und zu berücksichtigen. Eine Empfehlung ist unter anderem die Kochsalz Zufuhr über die Nahrung zu reduzieren sowie regelmäßige zahnärztliche Kontrollen durchführen zu lassen, da zum Beispiel eine aktive Parodontitis eine Psoriasis und auch das kardiale Risiko deutlich verschlechtern kann.
Eine beruhigende Nachricht in Zeiten von COVID-19 ist, dass Patienten, die mit Biologika behandelt werden, bisher offensichtlich kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 haben. Bezüglich einer voraussichtlich bald verfügbaren Impfung bei Patienten unter Biologika Therapie kann man allerdings bisher keine Aussagen treffen, da diese Impfung ein Novum darstellt.
Eine weitere wichtige Form der Psoriasis ist natürlich die Psoriasis Arthritis. Hier ist häufig auch eine axiale Form der Psoriasis Arthritis zu beobachten. Diese imponiert häufig als Sacroiliitis und wird aber häufig nicht als solche erkannt. Vor allem Männer haben häufig keine Symptome beziehungsweise diese sind dann nur im Röntgen sichtbar. Auch kann diese Variante nur einseitig auftreten. Je länger eine Psoriasis besteht desto häufiger ist das Risiko hierfür. Eine klassische Therapie bei der Psoriasis Arthritis stellt ja bekanntermaßen Methotrexat dar. Allerdings ist dieser Wirkstoff bei der axialen Form der Psoriasis Arthritis und auch bei der Enthesitis leider nicht wirksam. Daher sollte bei diesen Fällen auf andere Präparate zurückgegriffen werden. Hier ist zum Glück immer wieder Bewegung. So wird es demnächst einen neuen Interleukin Inhibitor für die Psoriasis und die Psoriasis Arthritis geben. Bimekizumab ist ein Inhibitor welcher Interleukin 17 A und F abfängt. In den bisherigen Studien zeigt sich dieser wirksamer als alle anderen bisher verfügbaren Biologika bei dieser Erkrankung. Aber auch die bisher verfügbaren Biologika sind schon sehr effektiv. Eine Vergleichsstudie zwischen Risankizumab und Secukinumab zeigte eine Überlegenheit von Risankizumab. So wird mit diesem Präparat ein PASI 90 von knapp 90 % erreicht, bei Secukinumab liegt dieser Wert bei ungefähr 60 %. Zudem sind bei Risankizumab deutlich weniger Injektionen notwendig. Allerdings wird im kommenden Jahr nun auch eine 300 mg Spritze für Secukinumab auf den Markt kommen, so dass sich auch hier die Spritzenanzahl halbiert. Ein weiterer Vorteil der Interleukin 23 Inhibitoren besteht darin, dass es nach dem Absetzen seltener und deutlich später zu einem Rezidiv kommt als bei den Interleukin 17 Antikörpern. Sollten Patientinnen unter einer Biologika Therapie schwanger werden wollen, gilt weiterhin die Empfehlung das Präparat abzusetzen, und drei Halbwertszeiten zu warten. Allerdings gibt es zwischenzeitlich viele Daten, die zeigen, dass Kinder die unter einer Biologika Therapie gezeugt worden sind, keine Schäden davon getragen haben. So ist also auch zu überlegen, dass wenn eine Patientin eine sehr starke Psoriasis oder Psoriasis Arthritis hat, das Medikament im Einzelfall eventuell weitergegeben werden sollte.
Dem Thema Bakteriologie widmet sich Prof. Fabri aus Köln. Ein zunehmendes globales Problem sind bereits heute Antibiotika Resistenzen. Leider wird sich dies nach Hochrechnungen bis 2050 noch mal deutlich verschlechtern. In diesen Berechnungen geht man davon aus, dass Anti-Infektiva-Resistenzen, also auch gegen Viren und Pilze und sonstige Erreger wirksame Medikamente, in Afrika und Asien Todesfälle von jährlich je bis zu knapp 5 Millionen Menschen verursachen können. In Europa werden Zahlen von bis zu 400.000 Toten jährlich aufgrund dieser Resistenzen prognostiziert. Daher ist es umso wichtiger verantwortungsvoll und bedacht Antibiotika und sonstige Anti-Infektiva einzusetzen. So ist es in der Regel bei einer Impetigo durch Staphylococcus aureus ausreichend antiseptisch mit zum Beispiel Octenidin zu therapieren, anstatt ein Antibiotikum einzusetzen. Bei Abszessen ist in der Regel auch eine antibiotische Therapie nur notwendig, wenn sich diese im Gesicht, an der Hand oder im Genitalbereich befinden oder rezidivierend immer wieder Beschwerden verursachen. Glücklicherweise gibt es kaum Resistenzen für Penicillin. Hiergegen sind in der Regel die meisten Streptokokken empfindlich. Daher wird auch dies für die Erysipel Prophylaxe in der Regel verwendet. Alternativ zum bisher meist verwendeten Tardocillin, welches intramuskulär verabreicht wird, kann man auch oral für mindestens 6-12 Monate therapieren. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Erkrankungen, bei denen Antibiotika noch verwendet werden. Dies war bisher immer die Akne inversa mit einer Kombinationstherapie bestehend aus Clindamycin und Rifampicin. Leider führt dies nicht selten zu einer Leberschädigung. Daher gibt es nun Ansätze erst mal eine Woche mit Rifampicin zu behandeln und erst dann für die nächsten 10-12 Wochen Clindamycin dazu zu geben. Eventuell würde gar Rifampicin alleine ausreichen, dies kann man aber noch nicht empfehlen. Eine gute Alternative hierfür die nicht antibiotisch ist, wären Adalimumab Injektionen, vor allem bei schweren Formen oder ausbleibendem Erfolg der Vortherapien.
Eine andere Erkrankung die immer weniger mit antibiotischen Präparaten behandelt werden kann ist die Rosacea. Hier gibt es die Form der okulären Rosacea - gerade bei schweren Formen der Rosacea ist dies eine Begleiterscheinung oder kann auch mal alleine auftreten, wie Prof. Schaller aus Tübingen berichtet. Bisher war diese nicht zufriedenstellend zu behandeln. Nun wissen wir aber, dass das Ivermectin, welches wir schon seit langem für das Gesicht erfolgreich verwenden, auch dünn aufgetragen auf die Augenlider einen guten Effekt erzielt. Es ist nur darauf zu achten, dass die Creme nicht in die Augen gelangt. Die Creme zeigt sich auch wirksam bei Hagel- und Gerstenkörnern. Allerdings ist dies eine off Label Therapie. Die Augenärzte empfehlen zusätzlich noch bei einer okulären Rosacea eine Omega-3 reiche Ernährung, zum Beispiel mit Fisch, Avocado und Nüssen. Basistherapie stellt aber auch hier immer eine gute Lidrand Hygiene dar sowie die Verwendung von lipidhaltigen Augentropfen. Auch Ciclosporinhaltige Präparate können verwendet werden. Die Wirksamkeit von Ivermectin zeigt sich auch bei einer periorifiziellen Dermatitis, vor allem wenn diese steroidinduziert ist. In der Schwangerschaft ist Ivermectin theoretisch auch möglich, allerdings ist dies nicht in der Zulassung vorgesehen. Es gibt aber bisher keine Hinweise auf eine Fruchtschädigung. Alternativ wäre hier Azelainsäure möglich.
Bei der Behandlung der Akne vulgaris sollte auch zunehmend auf die Verwendung von topischen Antibiotika, auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen, verzichtet werden. Auch bei topischen antibiotikahaltigen Cremes besteht das Risiko eine Resistenzbildung. Auch systemische Antibiotika wie Doxycyclin oder Minocyclin sollten nur noch in Ausnahmefällen verschrieben werden. Auf Minocyclin kann man auch komplett verzichten, da dies mit einem höheren Nebenwirkungsrisiko als Doxycyclin einher geht.
Natürlich spielt auch die Sonne und die UV-Strahlen im Bereich der Dermatologie eine sehr wichtige Rolle. Vor allem auch der Schutz davor. In den USA gab es, laut Prof. Schwarz aus Kiel, eine Veröffentlichung, welche zu einem großen Medienecho geführt hat. So wurde berichtet, dass Inhaltsstoffe von Sonnencremes in den Blutkreislauf übergehen können. Es wurde zwar nicht untersucht oder berichtet, ob dies wirklich gefährlich ist, allerdings gab es einen großen Aufruhr diesbezüglich. Nun muss man allerdings dazu sagen, dass die Bedingungen, unter welchen diese Untersuchung durchgeführt worden sind, nicht der Realität entsprechen, da ein halber Liter Sonnencreme innerhalb von vier Tagen pro Proband verwendet wurde. Diese Mengen werden im Alltag realistisch nie verwendet. Nun werden weitere Untersuchungen bezüglich der Toxizität durchgeführt. Auf jeden Fall gibt es keine Empfehlung deswegen Sonnencremes nicht mehr zu verwenden, oder weniger zu verwenden. Der Nutzen überwiegt zweifelsohne. Was ein anderes Problem ist, ist dass viele Inhaltsstoffe in Sonnencremes das maritime Leben schädigen können. Es sollte daher mehr in die Entwicklung biologischer UV Filter investiert werden. So gibt es zum Beispiel einen Stoff den viele Insekten bereits produzieren um sich vor der Sonne zu schützen, so zum Beispiel Tausendfüßler. Dies entspricht ungefähr einem Lichtschutzfaktor von 18 im Bereich UVB und hat auch einen UVA Schutz. So sollte man weiter an natürlichen und gut verträglichen Wirkstoffen forschen, die sowohl für den Menschen als auch für das Leben im Ozean gut verträglich sind. Natürlich ist auch immer das Thema Solarium aktuell. Weltweit wurden Beschränkungen für den Solariumsbesuch in den letzten Jahren erlassen. In Deutschland ist es nun nicht mehr möglich unter 18 Jahren ein Solarium zu besuchen. Außerdem wurden Aufklärungskampagnen gestartet. Dies hat im Verlauf der letzten zehn Jahre glücklicherweise dazu geführt, dass 70 % weniger Jugendliche regelmäßig Solarien besuchen und auch 35 % weniger Erwachsene. Im Solarium wird primär mit UVA Licht bestrahlt. Neue Untersuchungen haben noch mal bestätigt, dass UVA Licht schädlicher ist als UVB Licht. So haben UVA induzierte Melanome eine schlechtere Prognose und eine schlechtere Überlebenswahrscheinlichkeit als UVB induzierte Melanome - noch ein Grund mehr auf Solarien zu verzichten. Durch die Einschränkungen des Solariumbesuchs wurde hochgerechnet, dass es in den USA zu circa 8 % weniger Hautkrebs kommt, in Europa sind es minus 5 %. Wer dennoch eine gewisse Bräune bekommen möchte, kann sich mit dem seit 1977 verfügbaren Dihydroxyaceton selbst ein wenig Farbe verpassen. Dieser Wirkstoff der in fast allen Selbstbräunern ist, verursacht eine Bräunung bereits nach 1 Stunde, welche für circa 5-7 Tage anhält. Und dies auf völlig ungefährliche Art und Weise. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass diese so gewonnene Bräune keinen Schutz vor der Sonne bedeutet, wie es durch UV induzierte Bräune bis zu einem gewissen Maße geschieht.
Beim Thema Melanom, über welches von Prof. Hauschild aus Kiel referiert wurde, gibt es nun auch Hinweise darauf, dass auch die oberflächliche Ausbreitung des Tumors einen hohen prädiktiven Wert auf die Sterbewahrscheinlichkeit hat. Bisher führt man diesbezüglich immer die Tumordicke ins Feld, aber die neuen Daten deuten darauf hin, dass die Tumorfläche einen größeren prädiktiven Wert haben könnte als die Tumordicke. Dies wiederum gilt allerdings hauptsächlich für dünne Melanome. Auch im Bereich von Krebserkrankungen und deren Diagnose zeigt sich ein Einfluss von COVID-19. Wie in vielen Bereichen der Medizin beobachtet, kommt es generell zu weniger Arztbesuchen seit Ausbruch der Pandemie. So wurde gezeigt, dass es im Vereinigten Königreich 75 % weniger Tumordiagnosen im Vergleich zum Vorjahr gibt. Außerdem wurden dort 90 % weniger Brustkrebsvorsorgen durchgeführt und 85 % weniger Darmkrebsvorsorgen. Dies ist auch in ähnlicher Form in anderen Ländern zu beobachten. Es wird sich zeigen in wie weit sich das auf die generelle Sterberate auswirkt, es ist jedoch eine bedenkliche Entwicklung. Bei der Therapie des metastasierten Melanoms setzte man in den letzten Jahren viel Hoffnung auf eine Tripeltherapie, bestehend aus einem BRAF und MEK Inhibitor und einem PD1 Antikörper. Leider sind die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben und zeigen keinen signifikanten Vorteil gegenüber der dualen Therapie, sondern gehen leider vor allem mit einem höheren Nebenwirkungsrisiko einher. Daher gilt auch weiterhin die Kombination aus Ipilimumab und Nivolumab als Standard. Hier wird es demnächst ein neues Kombipräparat geben, welches beide Wirkstoffe vereint. Auch hier stellt sich die Frage des Risikos bei der COVID-19 Pandemie. Hier kann man aber eine klare Empfehlung zur Therapie geben, da das Risiko relativ gering ist sich aufgrund der Therapie zu infizieren. Interessanterweise hat der Hersteller Biontech, der einen COVID-19 Impfstoff auf den Markt bringen möchte, auch eine mRNA Vakzine gegen Melanome in Arbeit. Hier bleibt es spannend, inwieweit diese Therapieform in Zukunft eine Rolle spielen wird.
Natürlich würde auch dieses Jahr wieder von Prof. Brehler aus Münster dem Thema Allergologie ein eigenes Kapitel gewidmet. Früher hatte man Eltern abgeraten Katzen zu halten, wenn bei den Eltern eine Atopie besteht, um eine Allergie beim Säugling möglichst nicht auszulösen. Hunde hingegen fielen nicht unter diese Empfehlung. Eine neue Studie aus Schweden zeigt nun jedoch, dass sowohl Hunde als auch Katzen, die im ersten Lebensjahr gehalten werden, kein erhöhtes Risiko für eine Allergie bedeuten, sondern diese sogar noch ein klein wenig reduzieren. Was das Thema Hyposensibilisierung betrifft, so sollte der Patient nach circa sechs Monaten eine gewisse Wirkung verspüren, und auch der Effekt ist in der Regel nach ein bis zwei Jahren an seinem Maximum angekommen. Nichts desto trotz sollte eine Therapie mindestens drei Jahre fortgeführt werden, um diesen Effekt auch längerfristig zu behalten. Leider ist das Thema Adhärenz und Compliance ein großes Problem. Zahlen zeigen, dass bis zu 50 % der subkutanen Hyposensibilisierungen vor dem Erreichen des dritten Jahres abgebrochen werden, bei den sublingualen Therapien sind es sogar bis zu 80 %. Sollte es im Lauf der Zeit zu einem Nachlassen des Effektes nach einer erfolgreich durchgeführten Hyposensibilisierung kommen, so ist es durchaus zu empfehlen, erneut eine Hyposensibilisierung zu beginnen. Auch das Thema Aluminium in Hyposensibilisierungslösungen wird immer wieder mal diskutiert. Lediglich bei einer lebenslangen Hyposensibilisierung auf Insektengifte sollte man ein aluminiumfreies Präparat verwenden, da es kumulativ im Lauf der Jahre und Jahrzehnte eventuell zu einer bedenklichen Belastung kommen könnte. Das meiste Aluminium wird allerdings über die Nahrung und durch Aluminium in Behältnissen und Backblechen aufgenommen. Hier sollte man vermehrt auf eine Reduktion achten. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass ein höherer Vitamin D Spiegel, beziehungsweise ein ausreichender Vitamin D Spiegel, zu einem besseren Effekt der Hyposensibilisierung führt. Zwar konnte das bisher nur an 50 Probanden aus dem Iran nachgewiesen werden, es ist aber ein interessanter Ansatz den es zu diskutieren gilt. Bei Erdnuss Allergie wird, zu mindesten für Patienten zwischen vier und 17 Jahren, in den USA demnächst eine orale Immuntherapie zugelassen. Diese induziert zwar keine Toleranz gegen Erdnuss, allerdings führt sie zu einer besseren Verträglichkeit und einem geringeren anaphylaktischen Risiko. Leider ist diese Therapie relativ aufwändig, da über ein halbes Jahr alle zwei Wochen die Dosis auf eine Erhaltungsdosis gesteigert wird, und die Patienten 1 Stunde lang zur Beobachtung beim Arzt verbleiben müssen. Bei den neuen Leitlinien zu Asthma bronchiale gibt es nun die Empfehlung, dass man in Stufe eins und zwei nur noch bei Bedarf Kombinationspräparate aus einem inhalativen Steroid und einem lang wirksamen Beta Sympathomimetikum verwendet, und es nicht dauerhaft als Langzeittherapie machen muss. Auch die Penicillinallergie ist ein häufig diskutiertes Thema. Keine Allergie wird häufiger angegeben wenn es um Medikamentenallergien geht. Allerdings zeigen Studien immer wieder das circa 90 % dieser angegebenen Allergien bei den Patienten nicht vorliegen. Dies wiederum verschärft das Problem der Antibiotikaresistenzen, da unnötiger Weise auf Alternativen zurückgegriffen wird. Es gibt drei einfache Fragen die man dem Patienten stellen kann, um zu eruieren, ob denn wirklich eine echte Penicillinallergie besteht. So sollte man fragen, ob die Reaktion in den letzten zwei Jahren stattgefunden hat, ob es sich um eine stärkere anaphylaktische Reaktion gehandelt hat und ob diese behandlungsbedürftig war. Sollte der Patient alle drei Fragen verneinen, liegt die Wahrscheinlichkeit einer echten Penicillinallergie bei unter 1 %. Im Zweifelsfall müsste man die leider doch sehr aufwändige Expositionstestung durchführen.
Bei den Autoimmunerkrankungen, hat unter anderem die Alopecia areata einen häufigen Stellenwert. Studien zeigen nun, wie Prof. Sticherling aus Erlangen referiert, dass bei Patienten die eine stärkere Alopecia areata über mehr als zehn Jahre haben es ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko gibt. Diese Patienten sollten also auch internistisch begleitet werden. Eine weitere Therapieoption stellt hier die Kryo Therapie dar. So konnte in einer Studie gezeigt werden, dass eine alle zwei Wochen durchgeführte Behandlung mit jeweils zwei Behandlungen à 8 bis 10 Sekunden auf den betroffenen Arealen zu einer Besserung führen kann.
Eine andere sehr lästige, wenn auch nicht autoimmunbedingte Problematik ist die Notalgia paraesthetica. Diese tritt typischerweise, laut Prof. Metz aus Berlin, im Bereich der Wirbelsäule am Rücken auf, kann aber auch an den Unterarmen oder im anogenitalen Bereich bestehen. Sie ist gekennzeichnet durch einen starken Juckreiz, der zumeist von kompressions- oder spannungsbedingten Problemen der Wirbelsäule ausgeht. Daher ist es wichtig die Patienten zum Orthopäden zu schicken, beziehungsweise ein Röntgen zu veranlassen. Behandlungen sind hier lokal Capsaicinhaltige Pflaster mit einer Wirkstärke von 8 %, beziehungsweise bei stärkeren Formen Gabapentin oder Pregabalin. Auch eine begleitende Physiotherapie ist in der Regel sehr sinnvoll. Leider wird dies häufig von Orthopäden nicht immer so ernst genommen. In der Nomenklatur beim Juckreiz hat sich auch etwas geändert. So wird der Begriff chronische Prurigo nun als übergeordneter Terminus für viele andere pruriginöse Erkrankungen verwendet. Unterschieden werden hauptsächlich vier Typen: der knotige Typ, der papulöse, der Plaquetyp und der genabelte Typ. Nun ist endlich auch eine erste Leitlinie für dieses Krankheitsbild verfügbar. Therapeutische Empfehlungen sind auch hier einmal ein Versuch mit Antihistaminika, der aber leider häufig nicht ausreichend Besserung erbringt. Dann sind auch hier Gabapentin oder Pregabalin einsetzbar, auch Sertralin kann hier zu einer Besserung führen. Aber auch Klassiker wie Cyclosporin spielen noch eine Rolle. In seltenen Fällen kann man auch Biologika wie Dupilumab oder Nemolizumab versuchen.
Natürlich ist auch der nicht melanozytäre Hautkrebs ein wichtiges Thema. Hierüber referierte Prof. Berking aus Erlangen. So gibt es im Bereich der aktinischen Keratosen im nächsten Jahr eine Creme mit einem neuen Wirkstoff. Der Wirkstoff Tirbanibulin wird in Cremeform fünf Tage hintereinander auf die betroffenen Areale aufgetragen. Der Vorteil dieses Präparates liegt wohl in einer relativ geringen lokalen Reaktion, also einer guten Verträglichkeit. Zwei Monate nach Therapie konnte eine komplette Remission in circa 50 % der Patienten beobachtet werden. In einer anderen Langzeitstudie die Imiquimod mit Diclofenac Gel verglichen hat, konnte gezeigt werden, dass es nach drei Jahren in 11 % der Fälle zur Ausbildung eines Plattenepithelkarzinoms gekommen war in der Gruppe die mit Diclofenac Gel behandelt worden ist und in 5 % in der Gruppe mit Imiquimod. Auch konnten weniger Rezidive bei Imiquimod beobachtet werden. Am besten und günstigsten abgeschnitten hat jedoch bisher auch weiterhin eine 5FU haltige Creme. Sollte ein metastasiertes Plattenepithelkarzinom oder sehr selten ein metastasiertes Basalzellkarzinom vorliegen so gibt es einen neuen PD1 Antikörper mit Namen Cemiplimib welcher in circa 50 % der Fälle zu einer deutlichen Besserung führt, ähnlich wie auch Pembrolizumab welcher aber in Deutschland nicht zugelassen ist, sondern bisher nur in den USA. Ein großes Problem stellen organtransplantatierte Patienten dar, da sie ein bis zu 80 fach erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome und ein circa sechs fach erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinome haben. Hier gibt es Hinweise dass eine Chemoprophylaxe mit Nicotinamid besser verträglich ist als das bisher verfügbare Neotigason bei noch besseren Ergebnissen. Eventuell kann in Zukunft auch eine HPV Impfung für diese Patienten als Chemoprophylaxe verwendet werden.
Beim Thema Viren darf natürlich vor allem dieses Jahr Sars-CoV-2 nicht fehlen. In den letzten Monaten wurden sehr unterschiedliche Hautbeteiligungen im Rahmen einer COVID-19 Infektion beobachtet wie Prof. Rasokat aus Köln berichtet. Diese sind jedoch sehr heterogen und polymorph. Mit am häufigsten werden jedoch Perniones artige Hautveränderungen vor allem an den Füßen beobachtet. Dies könnte also bei eventuell asymptomatischen oder leichten Verlaufsformen ein Hinweis auf diese Erkrankung sein. Bei besonders schweren Verlaufsformen einer COVID-19 Infektion beobachtet man hingegen eher netzartige Purpura. Generell bleibt aber festzuhalten, dass es keine spezifische Hautmanifestation, zumindest bisher, bei einer COVID-19 Infektion gibt. Auch im Jahr 2019 ist die Syphilis weiterhin auf dem Vormarsch. Der Trend ist ungebrochen. So waren im Jahr 2001 jährlich circa 2000 neue Infektionen zu verzeichnen im Jahr 2019 lag dieser Wert schon bei knapp 8000. Die Verteilung ist jedoch bundesweit sehr unterschiedlich. So infizierten sich in Berlin Kreuzberg 95 von 100.000 Einwohnern, in Köln 58 und in München 30. Auch konnte nachgewiesen werden, dass die Ausübung von Chemsex, also Sex unter Drogeneinfluss, das Risiko einer Syphilis Infektion um das circa 15 fache erhöht. Auch ist zu berücksichtigen, dass es in seltenen Fällen, in circa 2 %, bereits im ersten Jahr der Infektion zu einer Neurolues kommen kann, die u.a. durch Seh- und Hörverlust imponieren kann. Interessant ist auch, dass bei 30 % dieser Patienten der Liquor unauffällig ist. Auch die Gonorrhoe macht uns leider weiterhin Probleme, unter anderem weil die Resistenz vor allem von Azithromycin weiterhin zunimmt. Glücklicherweise besteht aktuell noch keine ausgeprägte Resistenz gegenüber Ceftriaxon, so dass dies das wichtigste Therapeutikum bleibt.
Was in Zukunft die Diagnostik beschleunigen und vereinfachen könnte, sind so genannte Multiplex PCR-Systeme, die innerhalb von kurzer Zeit, mindestens einer halben Stunde, verschiedenste Erreger entdecken können und so eine individuelle Therapie ermöglichen. Bleiben wir also gespannt!