Alte Wirkstoffe, neue Anwendungen: Das Potenzial von Drug Repurposing
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Alte Wirkstoffe, neue Anwendungen - ©MD AI
Drug Repurposing - aus alt mach neu!
Unter Drug Repurposing (Wirkstoff-Neupositionierung) versteht man den Ansatz, bestehende Medikamente, die ursprünglich für eine bestimmte Krankheit entwickelt wurden, für die Behandlung anderer Krankheiten einzusetzen. Dabei werden bereits zugelassene oder in der Erprobung befindliche Wirkstoffe auf neue therapeutische Anwendungen hin untersucht. Es zeigt sehr deutlich und eindrucksvoll, wie flexibel Medikamente auch für andere Krankheiten eingesetzt werden können. Drug Repurposing besitzt deshalb ein enormes Potenzial, lebensrettende Therapien schneller und kostengünstiger zur Verfügung zu stellen. Die Umwidmung von Arzneimitteln ist vor allem bei seltenen Krankheiten und Pandemien von Bedeutung, da hierdurch eine schnellere Reaktion auf dringende Therapiebedürfnisse möglich ist.
Vorteile
Schnellere Entwicklung: Da die Sicherheitsprofile bereits bekannter Medikamente oft gut dokumentiert sind, können viele Schritte der präklinischen und frühen klinischen Entwicklung übersprungen oder verkürzt werden.
Kosteneffizienz: Es entfallen große Teile der enormen Entwicklungskosten, da viele Daten zur Pharmakologie, Dosierung und Toxizität bereits vorliegen.
Geringeres Risiko: Die Wahrscheinlichkeit von unerwarteten Nebenwirkungen ist niedriger, da das Medikament bereits klinisch getestet wurde.
Neue therapeutische Optionen: Es können Behandlungsoptionen für seltene oder schwer behandelbare Krankheiten gefunden werden.
Bekannte Beispiele
Aspirin wurde ursprünglich als Schmerzmittel entwickelt, heute wird es auch zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt.
Thalidomid wurde einst als Beruhigungs- und Schwangerschaftsmedikament vermarktet. Heute wird es zur Behandlung von Multiplen Myelomen und Lepra verwendet.
Remdesivir zur Behandlung von Ebola entwickelt, wurde es während der COVID-19-Pandemie auf seine Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 getestet und zugelassen.
Medikamente neu positioniert
Metformin
- Ursprüngliche Indikation: Diabetes Typ 2
- Neue Anwendungen: Metformin wird derzeit für die Krebsprävention und -behandlung sowie für die Verlängerung der Lebensspanne erforscht.
Sildenafil (Viagra)
- Ursprüngliche Indikation: Behandlung von Bluthochdruck und Angina Pectoris
- Neue Anwendung: Behandlung von erektiler Dysfunktion und pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH).
Minoxidil
- Ursprüngliche Indikation: Behandlung von Bluthochdruck
- Neue Anwendung: Behandlung von Haarausfall (als topisches Mittel).
Raloxifen
- Ursprüngliche Indikation: Osteoporose bei postmenopausalen Frauen
- Neue Anwendung: Prävention von Brustkrebs.
Zidovudin (AZT)
- Ursprüngliche Indikation: Krebsmedikament
- Neue Anwendung: Erstes zugelassenes Medikament zur Behandlung von HIV/AIDS.
Dexamethason
- Ursprüngliche Indikation: Entzündungshemmendes Steroid für verschiedene entzündliche Erkrankungen
- Neue Anwendung: Behandlung schwerer COVID-19-Verläufe durch Dämpfung von Zytokinstürmen.
Amantadin
- Ursprüngliche Indikation: Behandlung von Influenza A
- Neue Anwendung: Behandlung von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen.
Methotrexat
- Ursprüngliche Indikation: Krebs (Zytostatikum)
- Neue Anwendung: Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Psoriasis.
Propranolol
- Ursprüngliche Indikation: Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen
- Neue Anwendung: Behandlung von Angststörungen, Migräne und infantilen Hämangiomen.
Chloroquin und Hydroxychloroquin
- Ursprüngliche Indikation: Malaria
- Neue Anwendungen: Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Lupus und rheumatoider Arthritis; zeitweise als potenzielle Behandlung für COVID-19 untersucht.
Fazit
Viele Medikamente haben sich über ihre ursprüngliche Indikation hinaus als wirksam erwiesen. Drug Repurposing ermöglicht neue Therapien, verkürzt Entwicklungszeiten und verbessert die Patientenversorgung. Diese Strategie bleibt ein wichtiger Ansatz in der modernen Medizin.