Schlechte Haltung, Dauersitzen, Verspannungen, Bewegungsmangel - die Faktoren für Rückenschmerzen sind vielfältig und werden von den Betroffenen unterschätzt. Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit, die immer mehr jüngere Menschen betrifft. Prof. Dr. Werner Hein, Direktor der Klinik für Orthopädie der Universität Halle-Wittenberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), warnt vor den gesellschaftlichen Folgen: “Chronische Schmerzen, über 10 Prozent der Krankheitsfälle Beschäftigter und die damit verbundenen Arbeitsausfälle belasten das Sozialversicherungssystem mit Kosten in Milliardenhöhe.” Behandlungs- und Rehabilitationskosten dieser Patienten belaufen sich jährlich auf 5 - 6 Milliarden Euro und sind daher ein großer volkswirtschaftlicher Faktor. Ein Drittel der Arbeitsunfähigkeiten sowie 60 Prozent aller Kur- und Invaliditätsanträge gehen auf Rückenschmerzen zurück. Daher begrüßt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) zusammen mit dem Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie (BVO), dass sich der Bundesverband der Betriebskrankenkassen und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) gemeinsam dem Thema angenommen haben.
Rückenschmerzen sind in erster Linie die Folge von Bewegungsmangel. Die Wirbelsäule ist jedoch nicht zum langen Sitzen geschaffen. Sitzen beansprucht die Wirbelsäule stärker als das Gehen oder Stehen. Bereits beim Sitzen mit gekrümmtem Rücken verdoppelt sich der Druck auf die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule. Wer den Bewegungsmangel in seiner Freizeit ausgleicht, sorgt dafür, dass die Muskeln nicht erschlaffen, die Wirbelsäule gestützt wird und die Bandscheiben entlastet werden.
Wir versuchen die Patienten aus ihrem häufig jahrelang andauernden Teufelskreis von Schmerzen, Therapien und Arztwechseln durch frühzeitige Aufklärung herauszuholen. Wir raten zu besserer Haltung und mehr Bewegung. Bei Schmerzen lieber nach den Ursachen forschen, statt zu hochdosierten Schmerzmitteln greifen. Manchmal helfen langes Spazieren gehen und gerades Sitzen besser als manches Medikament”, so der Präsident der DGOOC. Eltern und Lehrer sollten bei Kindern auf haltungsgerechte Schulmöbel, rückengerechte Schulranzen und den wichtigen Ausgleich durch Schulsport achten.